Bericht: Zingstrüstzeit 2021

Unsere Zingstrüstzeit vom 02.08. – 11.08.2021

Rüstzeit auf dem Zingsthof – für viele Teilnehmer schon eine feste Größe in der Urlaubsplanung. Die Vorfreude, mit bekannten und neuen Gruppenmitgliedern Gedanken auszutauschen und gemeinsam eine schöne, erholsame Zeit zu verleben, ist immer groß. Ganz besonders in Corona Zeiten. Leider konnten einige die Reise nicht antreten bzw. mussten früher abreisen, so dass unsere Gruppe dieses Jahr kleiner als gewöhnlich war. „Corona erprobt“ mit den 3 G`s (Geimpft, Getestet, Genesen) und den Hygieneregeln konnten wir unsere lieb gewonnenen Aktivitäten genießen: den Besuch des Rosengarten Café ́s mit seinem leckeren Kuchen- und Eisangebot, den Grillabend (diesmal mit besonderen Spezialitäten), fast mückenfreie gemütliche Lagerfeuerabende mit Marshmallows und Stockbrot, einen Kinoabend, Radtouren nach Prerow, Pramort, am Bodden entlang oder Ausflüge einfach nach Zingst zum Bummeln. Ebenso konnten wir bei bestem Wetter viel Zeit am Strand verbringen und uns im quallenfreien Ostseewasser abkühlen. Auch abends gingen wir oft zum Strand, um tolle Sonnenuntergänge, die Sterne und Sternschnuppen sowie ein abziehendes Gewitter zu beobachten. Der Tagesausflug mit der Fähre “Schaprode“ nach Hiddensee war in diesem Jahr ein besonderes Ereignis, weil sich die „Ausflügler“ jeweils etwas für sie Spezielles vorgenommen hatten: den Weg nach Kloster mit der Kutsche zu fahren, ein Besuch der Inselkirche in Kloster mit dem Friedhof (wo Prominente wie Gerhart Hauptmann bestattet sind) oder die Erkundung der Steilküste. Auch auf der ca. 3 ½-stündigen Fahrt wurde es nicht langweilig, weil der Kapitän ausführlich erläutert hat, was rechts und links zu sehen ist, angereichert mit lustigen Anekdoten und Seemannsgarn. Einer aus unserer Gruppe durfte sogar auf die Kommandobrücke zum Kapitän, was für ihn ein außergewöhnliches Erlebnis war. Natürlich gab es auch wieder Konzerte in der Peter-Pauls-Kirche in Zingst, den Sonntagsgottesdienst mit anschließendem Kaffee und Kuchen sowie die Andachten auf dem Zingsthof. Wir haben uns mit unserem Thema „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ beschäftigt und eine Collage dazu angefertigt sowie denjenigen, die dieses Jahr nicht mitreisen konnten, Grüße geschickt. Außerdem haben wir zwei sehr interessante Bücher entdeckt. Das eine: „Der Darss Urwaldland zwischen Meer und Bodden“ von Herbert Kasten, herausgegeben 1952, reich bebildert mit Zeichnungen von Theodor Schultze-Jasmer und Fotos von Bruno Hein. Hier erkunden zwei Wanderurlauber die Halbinsel und sprechen mit Einheimischen. Dadurch kann man Landschaft und Lebensweise auf dem Darss von vor 70 Jahren mit unseren heutigen Eindrücken und Erfahrungen vergleichen: was hat sich verändert, was erkennen wir wieder? Im zweiten Buch „Zingsthof Geschichte und Geschichten“ (initiiert und herausgegeben 2020 von Roland Springborn), wird von der Entwicklung des Zingsthofes, den es schon seit 1929 gibt, und den Rüstzeiten mit den verschiedenen Schwerpunkten berichtet. So gab es Bibelrüstzeiten – früher für Mädchen und Jungen noch getrennt; Konfirmandenwochenendrüstzeiten; Musikrüstzeiten -z.B. der Singkreise oder Bläser; seit 1974 Familienrüstzeiten; seit 1981 Rüstzeiten für Körperbehinderte und Begleiter – auch „Roller und Latscher“ wird erwähnt sowie andere Nutzungen wie für Kindererholungskuren. Viele Rüstzeitteilnehmer, -leiter und Zingsthofleiter erzählen von ihren Erinnerungen, Erlebnissen, Erfahrungen, Schwierigkeiten, die überwunden wurden (Rüstzeitheime waren zu DDR-Zeiten nicht gern gesehen) und dem Einfluss des Aufenthaltes auf dem Zingsthof auf ihren späteren Lebensweg. Eine ehemalige Leiterin von Mädchenrüstzeiten in der Zeit von 1956-1966, welche auch heute noch dem Zingsthof treu ist, hielt am Dienstag vor unserem Abreisetag die Andacht, erzählte von ihrer Zeit auf dem Zingsthof und von „Elisa und das Öl der Witwe“ (zweites Buch der Könige Kap. 4/ 1-7). Als Gleichnis für Zuversicht und Gottvertrauen, dass es selbst für scheinbar ausweglose Situationen eine Lösung gibt, auch wenn sie anders ist als erwartet. Wie konnten wir ahnen, dass wir 2 Stunden später selber auf die Probe gestellt werden? Kurz vor dem Mittagessen ereilte uns die Nachricht, dass ab dem nächsten Tag (Mittwoch 2 Uhr) bis Freitag (2 Uhr) bei der Bahn der gesamte Personenverkehr bestreikt wird! „Was sollen wir tun?“ Länger auf dem Zingsthof bleiben konnten wir nicht, Taxis waren alle ausgebucht, ein Bus konnte nicht organisiert werden. Unsere beiden Rüstzeitleiter Tatjana und Olaf suchten intensiv nach einer Lösung… und fanden sie: wir machen uns noch am gleichen Tag auf den Heimweg! Also hastig Mittag essen, die Zingsthofküche hat uns Proviant zur Verfügung gestellt, ausgeliehene Räder wegbringen, Packen, Betten abziehen, Zimmer ausfegen, Tatjana und Olaf mussten das Organisatorische mit dem Zingsthofleiter klären und: um 15 Uhr sind wir mit unserem Gepäck losmarschiert zur Kurklinik, um dort den Bus zu erwischen. In Prerow umsteigen in einen anderen Bus nach Ribnitz- Damgarten, von dort mit dem Zug nach Rostock und dort weiter mit einem IC nach Berlin! Wir waren allesamt sehr aufgeregt, aber es hat alles gut geklappt: die Busse und Züge waren nicht überfüllt, wir hatten ausreichend Umsteigezeiten, die Zugtickets (für den nächsten Tag) wurden problemlos anerkannt. Der IC war dann 20:25 Uhr in Berlin. Wir waren erleichert! Ein ganz großes Dankeschön an unsere Rüstzeitleiter Tatjana und Olaf, die uns eine schöne Rüstzeit organisiert und auch unvorhergesehene und schwierige Situationen toll gemeistert haben.

Ilona